Minitab 22 - Zuverlässigkeit/Lebensdauer mit einem Punkt - Fragen zum 50%-Perzentil
- Erstellt am 25.10.2019
- Überarbeitet am 9.4.2024
- Software: Minitab 22, 21, 20, 19
Wie berechne ich bei einer Verteilungsanalyse (Rechtszensierung) mit einem Punkt und der Weibullverteilung das 50%-Perzentil aus Form- und Skalenparameter?
Wenn ich unter Verwendung der Maximum-Likelihood-Schätzmethode und der Weibull-Verteilung eine Bayes-Analyse mit einem Punkt durchführe, stimmt grafisch das nicht-parametrische 50%-Perzentil nicht mit dem 50%-Perzentil der Weibull-Verteilung überein. Warum ist das so?
Zum Vergleich: Im Fall der LSXY-Methode stimmen diese Werte überein. Bitte beachten Sie aber, warum die Maximum-Likelihood-Schätzmethode die Standardmethode in Minitab ist: Weshalb ist MLE die Standardmethode in Minitab?
Anmerkung
Der Schätzer für den Skalenparameter aus dem Maximum-Likelihood-Verfahren ist hier zwar identisch mit dem Schätzer für das 50%-Perzentil aus der Methode der kleinsten Quadrate. Bitte beachten Sie aber, dass bei einer Weibull-Verteilung der Skalenparameter nicht identisch mit dem 50%-Perzentil ist. Diese scheinbare Übereinstimmung ist nur darauf zurückzuführen, dass nicht das gleiche Schätzverfahren angewandt wurde. Stattdessen ist der Skalenparameter das 63,2121%-Perzentil. Die inverse kumulierte Verteilungsfunktion einer Weibull-Verteilung mit Formparameter α und Skalenparameter β, mit welcher die Perzentile der Weibullverteilung berechnet werden, ist nämlich
β (-Ln(1-p))1/α
Für den Wert von p, für den das Perzentil von p genau β ist, ist dann
-Ln(1-p)=1
Also ist
p = 1-1/e ≈ 0,632121
Hier ist e die Eulersche Zahl.
Erläuterung
Das 50%-Perzentil der Weibull-VerteilungDas p-Perzentil der Weibull-Verteilung berechnet sich nach der Formel
β (-Ln(1 - p))1/α
Für p = 50% ergibt sich dass 50%-Perzentil
β (-Ln(1/2))1/α
beziehungsweise
β (Ln(2))1/α
Position des Punktes auf dem Wahrscheinlichkeitsnetz
Bei einem einzelnen Punkt x, der nicht zensiert ist, berechnet das Median-Rang-Verfahren die Position des Punkte auf der Skala der Wahrscheinlichkeiten nach der Formel
(i - 0,3) / (n + 0,4)
mit i = n = 1 an, das heißt mit
(1 - 0,3) / (1 + 0,4) = 0,7/1,4 = 0,5 ( = 50%)
Maximum-Likelihood-Verfahren
Bei der ML-Methode wird der Schätzer berechnet, der die Log-Likelihood-Funktion maximiert.
Bei einer einzelnen Beobachtung x > 0, einem Formparameter α > 0 und einem Skalenparameter β > 0 wird die Log-Likelihood-Funktion der Weibull-Verteilung nach der Formel
-xα β-α + (-1 + α) Ln(x) + Ln(α β-α)
berechnet. Deren Ableitung nach β ist
-α/β + xα α β-1-α
Die Nullstelle dieser Ableitung in β für β > 0 und vorgegebenem α > 0 ist x. Wenn Sie x wieder in die Gleichung einsetzen, erhalten Sie
-α/x + xα α x-1-α = -α/x + α / x = 0.
Einsetzen der Nullstelle β = x in die zweite Ableitung
α/β2 + xα (-1 - α) α β-2-α
ergibt
α/x2 + xα (-1 - α) α x-2-α = α/x2 + (-1 - α) α/x2 = α/x2(1 - 1 - α) = -α2/x2 < 0,
sodass diese Nullstelle der ersten Ableitung ein lokales Maximum der Likelihood-Funktion ist. Bei unserem Datensatz ist also
β = x = 10
und das 50%-Perzentil
β (Ln(2))1/α = 10 (Ln(2))1/2 ≈ 8,32555
gemäß der Maximum-Likelihood-Methode.
Methode der kleinsten Quadrate LSXY
Bei der LSXY-Methode wird die Gerade auf dem Wahrscheinlichkeitsnetz angepasst, der den Abstand zum Punkt in X-Richtung minimiert. Bei einem Punkt wird mit Median-Rank die Lage des Punktes mit 50% geschätzt und daher die Wahrscheinlichkeit so angepasst, dass das 50%-Perzentil der Punkt ist (Summe der kleinsten Quadrate in X-Richtung = 0).
Die Methode der kleinsten Quadrate LSXY passt bei einer einzelnen Beobachtung x > 0, einem vorgegebenen Formparameter α > 0 und einem zu schätzenden Skalenparameter β > 0 die Gerade im Wahrscheinlichkeitsnetz als scheinbaren linearen Fit so an die Daten an, dass die Summe der kleinsten Fehlerquadrate in x-Richtung minimal wird. Die kumulative Wahrscheinlichkeit ist
1 - Exp(-(x/β)α)
Das Auflösen der Gleichung
1 - Exp(-(x/β)α) = p
nach β führt zu
β = x/(-Ln(1 - p))1/α
Für p = 50% und vorgegebenem α > 0 gibt es also einen Wert β > 0, sodass der Punkt (x, 50%) genau auf der Kurve liegt, die Summe der kleinsten Quadrate also gleich 0 ist, nämlich
β = x/(-Ln(1/2))1/α
beziehungsweise
β = x/(Ln(2))1/α
In unserem Datensatz ist
β = 10/(Ln(2))1/2 ≈ 12,0112
Siehe auch
Parameterschätzung in der Verteilungsanalyse (Rechtszensierung)
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